Johannes Börnsen steht im karierten Flanellhemd in seiner Werkstatt und misst eine Eurobox ab. Dann schneidet er Holz zu, man hört die Kreissäge. Der Heimwerker baut aus Brettern, Leim und zwei Euroboxen ein Wäschekorbregal.
Youtube-Nutzer können ihm dabei zuschauen. Dabei ist das knapp fünfminütige Video mit Musik unterlegt, die Lust macht, selbst Hand anzulegen.
Auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht Johannes Börnsen Videos für Holzwerker, Schreiner, Tischler, Zimmerleute und alle anderen, die Spaß am Basteln haben. Außerdem zeigt er, wie man mit der Software Sketchup eigene Projekte planen kann. Börnsen arbeitet auch als Videoproducer für «heise online» und das Computermagazin «c’t».
Authentisch sein und sich mit der Community austauschen
«Meinen eigenen Kanal habe ich eigentlich nur als Experimentierfeld gestartet, um neue Videoformate ausprobieren zu können», erzählt Börnsen. «Ich habe gesehen, dass es eine wachsende Zahl an Selbermachern gibt, denen ich mein Wissen zu Sketchup vermitteln kann, und dass da eine Nische existiert.» Außerdem habe er selbst viel durch Tutorials anderer Youtuber gelernt.
Börnsen schätzt besonders den Austausch mit den Zuschauern. «Ich bewege mich mit meinem Kanal ja in einer sehr kleinen Nische», sagt der Youtuber. «Meine Follower interessieren sich wie ich für DIY-Themen.» Dadurch habe er schon viele nette Leute kennengelernt.
Kenne deine Zuschauer und gib ihnen, was sie brauchen
Der Inhalt – auch Content genannt – ist genauso wichtig wie die Machart. Und die Zielgruppe muss klar sein.
Laura Lewandowski ist Mitgründerin und Host des Interview-Formats Meet Your Mentor auf Youtube. Dabei werden Unternehmer zu ihren persönlichen Erfolgsrezepten befragt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Aspekt mentale Gesundheit. Die Zielgruppe sind junge, oft gut ausgebildete Unternehmerinnen und Unternehmer, die motiviert sind, hart für ihren Erfolg zu arbeiten – aber sich über den Zusammenhang von Erfolg und Gesundheit vielleicht noch gar nicht wirklich Gedanken gemacht haben. «Wir wollen ihnen das näherbringen, was sie interessieren sollte», sagt Lewandowski.
Doch wie gelingt das? «Dafür fragen wir uns regelmäßig, was die Schmerzpunkte unserer spezifischen Zielgruppe sind, wonach sie sich sehnen, was ihnen wichtig ist, was sie wissen wollen, in welcher Lebensrealität sie sich befinden, wie sie angesprochen werden möchten», sagt Lewandowski. Das eigene Interesse bleibe dabei immer der Kompass für die Themen für den Kanal. Heißt: Man sollte sich selbst sehr für den eigenen Content interessieren.
Videoschnitt ist nicht mehr so schwierig wie es klingt
Johannes Börnsen hat praktische Tipps parat: «Bei ganz vielen Anfängern beobachte ich, dass sie sehr lange Videos machen, weil sie es nicht schaffen, Dinge auf den Punkt zu bringen. Deswegen würde ich jeder und jedem raten, zu schneiden. Das macht Filme eigentlich immer besser.» Erst könne man erzählen, was man erzählen wolle – und danach auf die wichtigen Aussagen herunterkürzen.
Der Videoexperte weiß, dass Schneiden am PC für viele eine ziemliche Hürde darstellt. Inzwischen gibt es aber auch für Mobilgeräte viele gute Videoschnitt-Apps. iMovie zum Beispiel ist für iPhone-Besitzer kostenlos. Von der Bedienung her sei es relativ einfach zu verstehen, sagt Börnsen. Wer mehr Freiheiten möchte, erhält die umfangreicher ausgestattete App Lumafusion für rund 30 Euro im App Store.
«Wenn man Lumafusion auf dem iPad benutzt, ist das schon eine annähernd vollwertige Schnittsoftware, die einem PC-Schnitt in fast nichts nachsteht», urteilt Börnsen. Gerade das wichtige Kürzen des Videoinhalts können damit auch Anfänger gut bewerkstelligen. Die Clips lassen sich somit auf dem Handy schneiden und direkt zu Youtube hochladen. Das Smartphone-System muss man nicht mehr verlassen.
Der Ton macht das Video
Bei der Tonqualität sieht es etwas anders aus. Im Gegensatz zu den Kameras seien die in die Handys eingebauten Mikrofone technisch oft nicht wahnsinnig gut, sagt der Experte. «Insofern wäre mein Tipp für Anfänger, sich um einen besseren Ton zu kümmern.»
Vor allem für die Produktion von Clips, in denen viel gesprochen wird, empfiehlt Börnsen ein Mikrofon. Das sei das Allererste, was man sich anschaffen solle. Beim Filmen in Innenräumen sei eventuell auch über die Anschaffung einer Leuchte – zum Beispiel ein Key Light oder Ringlicht – nachzudenken. In guter Qualität gibt es sowohl Beleuchtung als auch Mikrofon schon ab circa 40 Euro.