Das Geschäft der einst explosiv wachsenden Foto-App Snapchat legt kaum noch zu. Mit einem Umsatzplus von sechs Prozent auf 1,13 Milliarden Dollar (1,15 Mrd Euro) verbuchte die Betreiberfirma Snap im vergangenen Quartal ihr bisher langsamstes Wachstum. Die Anleger treibt das in die Flucht: Der Aktienkurs brach im nachbörslichen Handel am Donnerstag um 27 Prozent ein. Seit Jahresbeginn verlor das Papier mehr als drei Viertel seines Werts.
Snap verwies auf «erheblichen Gegenwind» für das Geschäft, unter anderem weil Werbekunden wegen Konjunktursorgen die Marketingbudgets kürzten. Inzwischen habe der Trend viele Branchen erfasst. Snap hatte im vergangenen Quartal bereits den Abbau von rund einem Fünftel der Stellen eingeleitet, um die Kosten zu senken und sich auf Wachstumsbereiche zu fokussieren.
Erweiterte Realität als Hoffnung
Snap hofft insbesondere, mit Gewinn das Geschäft rund um sogenannte erweiterte Realität auszubauen, bei der digitale Objekte auf dem Bildschirm in reale Umgebungen integriert werden. Bei Snapchat kann man damit zum Beispiel Modeartikel oder Kosmetik vor dem Kauf virtuell ausprobieren. Man müsse beim Geldverdienen in dem Bereich aber noch besser werden, räumte Finanzchef Derek Andersen ein.
Das Snap-Geschäft kühlte sich frappierend schnell ab. Noch im ersten Vierteljahr dieses Jahres war der Umsatz um 38 Prozent gewachsen, davor waren auch 50 oder 60 Prozent üblich. Der Quartalsverlust weitete sich zuletzt auf 359,5 Millionen Dollar aus, von knapp 72 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.
Die Zahl täglich aktiver Nutzer wuchs unterdessen binnen drei Monaten von 347 auf 363 Millionen. Zugleich sank der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer von 3,20 auf 3,11 Dollar.
Tiktok macht Konkurrenz
Snap verweist auch auf verstärkte Konkurrenz um Online-Werbeausgaben mit anderen Diensten wie Tiktok. Außerdem machen Snapchat immer noch die Maßnahmen von Apple zum besseren Schutz der Privatsphäre auf dem iPhone zu schaffen. App-Betreiber müssen Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Anwendungen hinweg verfolgen wollen.
Viele Nutzer lehnten dies ab – und das torpedierte zahlreiche Geschäftsmodelle bei Online-Werbung. Anders als etwa der Facebok-Konzern Meta unterstützte Snap dabei grundsätzlich die Maßnahmen von Apple und bemüht sich, neue Lösungen für die Werbekunden zu finden.
Der Kurs der Snap-Aktie fiel im nachbörslichen Handel unter die Marke von acht Dollar. Anfang des Jahres hatte das Papier noch über der Marke von 40 Dollar notiert.