Billiger, haltbarer und für alle geeignet – das ist Samsungs Plan für Foldables, also Smartphones zum Zusammenfalten. Wenn man mal das kleine Hindernis von 1800 Euro Anschaffungspreis beiseite lässt, ist das mit der dritten Generation des Z Fold gelungen.
Keine kratzempfindliche Folie mehr, keine mysteriösen Displayaussetzer, nach zwei Wochen in der Hosentasche ist auch kein Staub hinterm Display. Und der große Spalt am Scharnier der Vorgänger ist auch merklich geschrumpft. Ganz neu: Das Galaxy Z Fold 3 und das kleinere Z Flip 3 sind nun gegen eindringendes Wasser geschützt.
Alles in allem wirkt das neue Fold fertiger, besser verarbeitet und erwachsener als seine Vorgänger. Stellt sich nur noch die Frage: Wer braucht das eigentlich?
Fragt man Samsungs Marketing-Chef Mario Winter, dann sind normale Smartphones mittlerweile fast langweilig und eigentlich auserzählt. Deswegen sollen die Folds jetzt wieder dieses gewisse Neue bringen. Seine These: «Einmal so ein Fold, und man geht nicht mehr zurück.» Klingt zunächst komisch, doch wer so ein Gerät einmal benutzt, versteht die Aussage besser. Das Galaxy Fold ist nämlich ein spannender Hybrid aus einem zugeklappt – absurd langen und schmalen – Smartphone und einem aufgeklappt – irgendwie ungewöhnlich – quadratischen Tablet.
Den ganzen kleinen und großen Smartphone-Alltag wie Messaging, Anrufe oder der schnelle Blick aufs Display kann man zugeklappt erledigen. Braucht es mehr Displayfläche – etwa für Fotos, Soziale Netwerke, Nachrichten, Webseiten oder mobiles Arbeiten – klappt man das Gerät auf und nutzt den großen Bildschirm. Das klappt im Alltag ziemlich gut. Nach ein paar Tagen klappt man das Fold immer häufiger auf, die Außendisplayseite wird immer seltener genutzt.
Da ist ein Knick in der Mitte
Doch so schnell man sich an das Fold gewöhnt: Anfangs erfordert es Arbeit. Die Bildschirmtastatur ist zweigeteilt, darauf Schreiben ist zunächst schwierig. Wer kleine Hände hat, kann das Fold mit seinen schmalen Rändern aufgeklappt schlecht halten. Und wer gerne makellos plane Bildschirme mag, schaut besser nicht auf den immer noch deutlich sichtbaren Knick in der Displaymitte. Und ehrlich: Wer es zusammengeklappt in die Hosentasche steckt, vergisst nicht eine Sekunde, dass es dort ist.
Solche Äußerlichkeiten beiseite: Im Inneren steckt Qualcomms aktueller Snapdragon 888 5G, dazu gibt es 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und bis zu 256 GB Speicherplatz. Dazu ein Kameratrio (Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Tele) mit je 12 Megapixeln und eine 10-Megapixel-Frontkamera außen im 6,2 Zoll großen Display. Hinter dem 7,6 Zoll messenden faltbaren Innendisplay mit 120 Hertz Bildwiederholfrequenz hat Samsung noch eine Kamera versteckt, die nur bei Bedarf sichtbar wird.
Mit dieser Ausstattung bringt das Fold aktuell nichts aus der Ruhe – auch nicht, wenn man auf dem großen Bildschirm zwei oder drei Fenster mit Programmen oder ein aufwendiges 3D-Spiel laufen lässt. Wer mag – und etwas Extrageld investieren will – kann auch mit einer speziellen Version des S-Pen auf dem Faltbildschirm schreiben.
Mehr Fenster, mehr Spaß
Apropos mehrere Fenster – die lassen sich auf dem Faltdisplay gut verteilen. Zum Beispiel, um Daten aus einer Mail in eine Tabelle zu übertragen, oder nebenher ein Video laufen zu lassen. Praktisch: Wenn das Fold wie ein Notebook halb geklappt wird, können einige Programme das schon ausnutzen – Youtube zeigt dann etwa nur im oberen Teil Bewegtbild an, Beschreibung, Kommentare und Co. landen auf dem unteren Teil.
Samsung hat viel Zeit investiert, Apps für die beiden Bildschirmkonfigurationen anzupassen. Hier lag bislang eine Schwäche des Fold-Konzepts. zu wenige Apps konnten das innovative Konzept ausnutzen. Dann ist etwa kein nahtloser Wechsel zwischen Innen- und Außendisplay ohne App-Neustart möglich oder Apps sehen einfach verzerrt aus.
Mittlerweile können nahezu alle größeren Microsoft- und Google-Apps entweder das große Display nutzen oder im halb gefalteten Modus Inhalte verteilen. Und die Liste der tauglichen Apps wächst – es stehen schon Namen wie Prime Video, Disney+ oder TikTok darauf.
Klappt zuverlässig, könnte also klappen
Samsungs Pläne, die Falt-Smartphones als Geräteklasse zu etablieren, wirken bislang nachhaltig. Noch ist aber einiges zu tun. Eigenen Marktanalysen der Koreaner nach, wissen gerade einmal 23 Prozent der Menschen da draußen, was ein Foldable ist. Und bis die dann auch eines kaufen, muss neben dem Lifestyle-Aspekt noch etwas mehr Mehrwert her.
1800 Euro kostet die Einstiegsvariante in Samsungs faltbare Smartphone-Zukunft. Für diesen stolzen Preis bekommt man zwar kein Ladegerät mitgeliefert, dafür aber viel Telefon, mittelviel Tablet und einen Haufen Möglichkeiten. Die Falttechnik hat mittlerweile ein alltagstaugliches Niveau erreicht.
Wenn Samsung weiter dranbleibt, Apps anpasst und neue Nutzungsmöglichkeiten für das neue Konzept entwirft, könnten sich die Foldables dauerhaft auch jenseits der hoffentlich nicht zu engen Taschen wohlhabener Technik-Fans etablieren.
Wer die 1800 Euro nicht investieren mag, aber trotzdem sein Telefon knicken will: Samsung hat mit dem Z Flip 3 für rund 1050 Euro ein an alte Flip-Phones erinnerndes kleineres Modell.