Was wäre Nintendo nur ohne Klempner Mario? «Super Mario Odyssee», «Mario Kart», «Mario Tennis» und jetzt «Mario Strikers».
Seit rund 40 Jahren ist der japanische Italiener mit markantem Schnurrbart und stilechter roter Latzhose das erfolgreiche Maskottchen des japanischen Konsolenherstellers.
In «Mario Strikers» schnürt er die Fußballschuhe. Die Idee ist nicht neu: Nintendo-Fans kennen ihre kickenden Helden schon aus «Mario Smash Football» und «Mario Strikers Charged Football». Vor mehr als 15 Jahren sorgten sie auf dem Nintendo Game Cube und später auf der Nintendo Wii für hektischen Spielspaß. Es kam vor allem auf flinke Finger, ein gutes Nervenkostüm und viel Sinn für Humor an. An diesem Erfolgsgeheimnis hat sich bis heute nichts geändert. Das hat nicht nur Vorteile.
Das Runde muss ins Eckige
Anspruch, Taktik oder ausgefeilte Spielzüge? Bitte weitergehen! In «Mario Strikers» bolzen je fünf bekannte Figuren aus dem Mario-Universum in gegnerischen Teams um den Ball. Mario, Prinzessin Peach oder Bowser haben unterschiedliche Stärken und Schwächen bei Schusstechnik und Tempo, drehen Saltos, benutzen sich als Trampolin und springen Gegnern mit Tacklings in die Finten. Ein Spiel dauert drei bis zehn Minuten. Gesteuert wird nur der Spieler oder die Spielerin, die am nächsten zum Ball ist.
Rasend schnell wechselt der Ball in den Teams umher – wer hier den Überblick behalten will, muss nicht nur einen kühlen Kopf bewahren und schnell reagieren. Man braucht auch eine ordentliche Portion Glück, um im richtigen Moment dazwischen zu grätschen oder den entscheidenden Pass zu spielen.
Ein paar Anleihen vom Vorbild aus der echten Welt
Für fast jede Technik im Spiel gibt es eine Art Experten-Modus, mit dem perfekte Pässe oder Schüsse gelingen. Es erfordert allerdings einiges an Übung, um die Knöpfe auf dem Gamepad im richtigen Moment zu drücken.
Für die Feinmotoriker hat sich Next Level Games ein paar kleine Finessen vom Tabellenführer «FIFA» abgeguckt. Die Teammitglieder können sprinten oder einen tödlichen Pass spielen. Beim gut getimten Knöpfchendruck können Mario & Co. auch elegant einem Tackling ausweichen.
Bei der rabiaten Fußballaction auf dem Rasen funktioniert das nur bei sehr geübten Spielern und Spielerinnen. Das Spieltempo ist zu hoch und das Spielfeld viel zu klein für Gelegenheitskicker, die in dem kunterbunten Chaos den Ball erstmal suchen müssen.
Ganz klar: Die Boni fallen vom Himmel
Ähnlich wie in «Mario Kart» fallen regelmäßig Bonusgegenstände vom Himmel. Mit Bananenschalen wird der Angriff des Gegners gestoppt oder Schildkrötenpanzer kegeln ganze Abwehrreihen um. Eine Art Kraftpille verleiht sogar übermenschliche Kräfte: Laden Spieler und Spielerinnen den Schuss per Knopfdruck lange genug auf und lösen ihn im richtigen Moment aus, gelingt ein nahezu unhaltbarer Torschuss.
Da alle Spielfiguren unterschiedliche Schussanimationen haben, sieht es besonders spektakulär aus, wenn ein Wirbelwind den Torwart wegfegt oder sich der Ball unter der Erde ins Tor wühlt.
Viel Hektik, wenig Abwechslung
Neben Einzelpartien beweisen Spieler und Spielerinnen ihr Können bei fünf Turnieren. Dazu können sie ihr Team frei zusammenstellen, um sich in K.O.-Duellen den Pokal zu schnappen. Wenn alle Turniere gewonnen sind, wird der «Galaktische Modus» frei geschaltet, in dem die gegnerischen Teams deutlich spielstärker sind.
Für den Sieg gibt es Münzen, mit denen die Kicker verbessert werden können. Ein Helm bietet mehr Kraft bei Tacklings, neue Schuhe machen das Zielen bei den Torschüssen leichter. Das bringt einen Hauch Rollenspiel in das wilde Geschehen auf dem Rasen.
Seine ganze Stärke entfaltet «Mario Strikers» erst im Mehrspieler-Modus. Bis zu 8 Spieler und Spielerinnen können auf zwei Konsolen gegeneinander spielen. Wer hoch hinaus will, trifft sich im sogenannten «Strikers Club». Hier gründen Fans eigene Clubs oder schließen sich bestehenden Teams an, die in regelmäßigen Spielzeiten gegeneinander antreten. Eine dauerhafte Weltrangliste gibt es im Moment allerdings nicht.
Der Strikers League mangelt es an Tiefgang
Das spannende Spektakel auf dem Rasen, kann nicht über die mangelnde Abwechslung hinwegtäuschen. Die Spielstadien unterscheiden sich nur optisch, und die Pokalturniere bieten nur wenig variantenreiche Teams. Dazu fehlt die Spieltiefe eines «FIFA». Tricks und Pass-Staffetten sind zwar möglich, gehen aber in dem hektischen Gebolze schnell unter.
Da müssen sich Nintendo und Next Level Games an die eigene Nase fassen: Wenn es schon keine realistische Fußballsimulation ist, hätten zumindest abwechslungsreiche Spielmodi die rabiate Action ein wenig aufgepeppt. Deshalb bleibt am Ende ein zwiespältiger Eindruck von «Mario Strikers: Battle League Football».
Dem unkomplizierten Spielspaß für die ganze Familie stehen wenig Abwechslung und eine geringe Spieltiefe gegenüber. Auf Dauer machen nur die Mehrspielerpartien Spaß mit denen sich die Fans zuhause oder auf der ganzen Welt die Zeit vertreiben können. Bis jetzt ist Marios Ausflug in die Fußballwelt nur ein kurzes Vergnügen, das es gegen die Konkurrenz nicht in die Verlängerung schafft.
Service:
«Mario Strikers: Battle League Football» von Next Level Games, veröffentlicht von Nintendo. Spielbar auf Nintendo Switch. Es kostet ca. 60 €. USK ab 6.