Corona, Lieferschwierigkeiten, der Chip-Mangel? Egal! Auch in reduzierter Form liefert die Technikmesse CES am Jahresanfang allerlei Einblicke, was da künftig auch in deutschen Wohnzimmern, Heimbüros oder Hosentaschen landen wird.
Fernseher werden heller, schlauer und vielseitiger
Beim Fernseher heißt die Zukunft weiter Micro LED – also minikleine selbstleuchtende Pixel für extrem detaillierte Bilddarstellung. Samsung und LG zeigten Displays mit den extrem kleinen Leuchtdioden.
Bei aller Begeisterung für Größe, Farbdarstellung und Bildqualität: Wohnzimmerpreise haben die teils riesigen Fernseher immer noch nicht. Durchschnittsschauer müssen wohl noch ein paar Jahre warten.
Die für Normalfernseher bezahlbareren Optionen gibt es im OLED-Bereich. Hier zeigt zur CES vor allem LG viele neue Modelle bis zu kompakteren Größen von 42 Zoll. In den teureren Modellen stecken nun bis zu 20 Prozent hellere LED – «OLED evo» genannt.
Sony nennt seine verbesserten selbstleuchtenden Displays nun QD-OLED. Die zum Beispiel im Bravia A95K verbauten Leuchtpunkte sollen länger halten als bisher. «Normale» OLED-TV gibt es auch: die A90K-Serie mit Modellen von 48 und 42 Zoll Größe und die A80K-Serie in 77, 65 und 55 Zoll.
Dreh mal die Glotze an und los
Bei Samsung sind im Designbereich die Modelle à la The Frame oder The Serif technisch erneuert worden. Außerdem gibt es jetzt Neo QLED – das sind Samsungs QLED-Bildschirme mit fein auflösender Hintergrundbeleuchtung für eine bessere Ausleuchtung einzelner Bildbereiche. Mehr Lautsprecher und ein spezieller Prozessor sollen den Ton dem richtigen Bereich auf dem Bildschirm zuordnen – im Jahr 2021 steckte diese Technologie erst nur in den Spitzenmodellen.
Jüngeren Fernsehverweigerern und Smartphone-Fans bietet Samsung eine Wandhalterung. Darin lässt sich der Fernseher ins Hochformat drehen – hallo Social Media und Hochkantvideos. Dazu gibt es neue Services. Zum Beispiel einen neuen Gaming Hub für einige 2022er-Modelle. Damit soll leichter Zugang zu Cloud-Games der Spiele-Streaming-Plattformen GeForce Now (Nvidia), Stadia (Google) und Utomik möglich sein. Gegen eine Abogebühr kann man diese Spiele auf den Fernseher streamen.
OLED-Display in immer mehr Notebooks
Schlanker, schneller, besser für Videospiele, besser für mobiles Arbeiten: Die Notebook-Hersteller von Acer und Asus über HP bis Lenovo zeigen in Las Vegas und im Netz neue Geräte. Drin stecken die neuesten Intel- und AMD-Chips sowie immer öfter OLED-Displays.
So ist das zum Beispiel in Lenovos Thinkpads Z13, Z16 oder X1 oder in den Zenbooks von Asus. Im Gamingbereich hat Nvidia mit der RTX 3080 Ti die laut Anbieter bislang leistungsstärkste Notebook-Grafikeinheit vorgestellt – sie steckt etwa in Rechnern von Asus, MSI oder Razer.
Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, dürfen Notebooks in diesem Jahr auch gerne verspielt sein. Das gilt etwa für das Thinkbook Plus Gen 3 von Lenovo mit seinem zweiten Bildschirm neben der Tastatur. Oder für das Zenbook 17 Fold von Asus, das sich vom Tablet zum Notebook zum Reader falten lässt. Einen zweiten Mini-OLED-Bildschirm im Laptopdeckel und bescheinigte Weltraumtauglichkeit gibt es beim Asus Zenbook 14X OLED in der Space Edition.
Mehr Bildschirm für Spiele
Weil es fürs Spielen nicht nur den richtigen Computer braucht, wächst auch das Angebot an speziell auf Videospiele ausgerichteten Bildschirmen – die gibt es zum Teil in Fernsehergröße. Gleich 42 Zoll in der Diagonalen misst das ROG Swift OLED (PG42UQ), das Acer CG48 kommt auf 48 Zoll. Beide OLED-Displays mit 4K-Auflösung (3840 zu 2160 Pixel) sollen mit schnellen Pixelschaltzeiten und Bildwiederholraten von 120 Hertz und mehr auch schnelle Videospiele von PC und Konsole flüssig darstellen. Und eine ausgefeilte Kühlung soll die selbstleuchtenden OLEDs vor einem verfrühten Hitzetod bewahren.
ROG nannte noch keinen Preis, und im Vergleich zu spieletauglichen Fernsehern ist Acers CG48 mit knapp 2200 Euro kein Schnäppchen. Gerechtfertigt werden soll der Preis mit auf Spieler angepassten Extras wie einer Vielzahl an Anschlüssen, Bildsynchronisationstechnik oder Laptopladefähigkeit.
Weiter Fokus auf mobiles Arbeiten
«Hybride Arbeitswelten» taucht als Begriff inzwischen in fast allen Vorstellungen in Sachen Business-Notebooks und Bildschirme auf. Dabei zeichnen sich grob zwei Trends ab.
Trend Nummer eins ist ein Komplettgerät wie das HP Elitebook 860 G9. Das Notebook mit Windows 11 und neuesten Ryzen-Prozessoren von AMD soll im Format 16 Zoll ein guter Kompromiss für stationäres wie auch mobiles Arbeiten sein. Hier, aber auch in vielen weiteren Modellen, stecken hochauflösende Kameras für die unausweichlichen Videokonferenzen drin. KI-unterstützte Mikrofone und verbesserte Lautsprecher sollen neben dem Bild auch den Ton stimmig machen.
Der andere Trend und zugleich eine Fortsetzung aus dem Jahr 2021 sind schlaue Bildschirme – schlau auf die Weise, dass sie nicht nur ein Anzeigegerät, sondern auch Hub für Maus, Keyboard und andere Geräte sind und das Notebook gleich mit Strom versorgen. Tschüss Kabelsalat.
Kein großer Fokus auf Smartphones
Zu große Erwartungen in Sachen Smartphones stellt man an die CES 2022 besser nicht, doch ein paar Neuvorstellungen gab es durchaus.
Neben Samsungs Galaxy S21 FE 5G – einer leicht verbesserten und günstigeren Version des 2021er-Flaggschiffs S21 – gibt der chinesische Hersteller OnePlus noch einen Ausblick auf das OnePlus 10 Pro. Das kommt wieder mit einer zusammen mit Hasselblad entwickelten Kamera, unter anderem mit 150-Grad-Weitwinkelkamera. Während es das Galaxy S21 FE 5G schon zu kaufen gibt, kommt das OnePlus zunächst in China auf den Markt und erst später im Jahr auch nach Europa.
Android soll noch mehr wie iOS werden – jetzt aber wirklich
Android wird in diesem Jahr einige neue Funktionen erhalten, die Apple schon bietet. Bei der Vielzahl von Anbietern und Geräten dauert so etwas länger – zum Beispiel Fast Pairing von Kopfhörern mit Chromebooks, Google TV oder anderen Android-TV-Geräten.
Bluetooth-fähige Kopfhörer sollen sich auch unter Android bald automatisch zum jeweils benutzten Gerät umschalten. Sofern unterstützt, soll es bald auch unter Android Spatial Audio geben – also Tonausspielung abhängig von der eigenen Position im Raum.
Außerdem will Google noch das geräteübergreifende Arbeiten und den Datenaustausch erleichtern. Die Datei-Teilfunktion Nearby Share soll bald auch mit Windows funktionieren. Google kooperiert hier mit Acer, HP und Intel. Chromebooks sollen «in den kommenden Monaten» über den Phone Hub auch Bilder und Videos vom Smartphone abrufen können, auch die SMS- und Nachrichtenverwaltung wird verbessert. Smartphones mit Wear OS können demnächst Android-Smartphones und Chromebooks entsperren.
Das Metaverse und andere absurde Dinge
Keine Messe ohne große Begriffe: Geht es nach dem Silicon Valley, steht die nächste virtuelle Revolution bevor – das Metaverse. Das ist, verkürzt gesagt, eine virtuelle 3D-Welt: Einkaufen, Menschen treffen, Spielen, Welten erschaffen und vieles mehr – all das soll mit Virtual-Reality-Brillen und anderer Hardware bald verfügbar sein.
Der Facebook-Mutterkonzern Meta setzt stark auf diese Hardware-hungrige Zukunft, und der Notebookbauer MSI führt für seine leistungsstarken Spiele-Notebooks schon das Prädikat «Meta-Ready» ein. Daneben zeigen Aussteller zum Beispiel eine Weste, die Berührungen und andere sensorischen Ereignisse aus dem Metaverse fühlbar machen sollen und andere Ideen für die noch nebulösen Metaverse-Welten. Was draus wird, bleibt abzuwarten.
Etwas konkreter, aber für viele Verbraucherinnen und Verbraucher noch Neuland ist Samsungs NFT-Option für Fernseher. Mit deren Hilfe sollen auch TV-Käuferinnen und -Käufer digitale Kunst kaufen und sich anzeigen lassen können, die durch NFT (non fungible token) als original und einzigartig bestätigt und einer bestimmten Person per Zertifikat zugewiesen ist. Ein Beispiel: Die erste jemals versandte SMS wurde kürzlich mit NFT für knapp 110.000 Euro verkauft – und könnte dann daheim auf dem Samsung-TV angezeigt werden.