Die Internet-Nutzer in Deutschland fühlen sich derzeit schlechter vor Cyberangriffen geschützt als in den vergangenen acht Jahren. Das geht aus dem aktuellen Sicherheitsindex der Initiative «Deutschland sicher im Netz» (DsiN) hervor, der am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde.
Gleichzeitig erreichten Angriffe im Netz einen neuen Höchstwert. Im Durchschnitt benötigten knapp zwei Drittel aller Verbraucherinnen und Verbraucher (60 Prozent) zusätzliche Hilfestellungen im Netz, ergab die Umfrage.
Der Bedrohungs-Gesamtindex 2022, der die allgemeine digitale Sicherheitslage für Verbraucher abbilden soll, fiel im Vergleich zu Vorjahr um 2,9 Punkte auf einen schlechten Wert von 59,8 Punkten. Mit dem Index versuchen die Forscher auf Basis einer repräsentativen Befragung, die subjektive Bedrohung mit dem tatsächlichen Schutzniveau der Verbraucher zusammenzubringen. Das bisher beste Niveau wurde 2016 mit 65,4 Punkten erreicht.
Schutzniveau stagniert
Der schlechte Index-Wert ist nach Angaben der Initiative auf eine stark gestiegene Bedrohungslage und ein stagnierendes Schutzniveau zurückzuführen. In nahezu allen abgefragten Bereichen beklagten die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Sicherheitsvorfälle. «Mit Scam und Phishing per SMS steigen zwei Bedrohungen in die Liste der fünf häufigsten Bedrohungen auf.»
Das Bedrohungsgefühl unterscheidet sich allerdings in verschiedenen Bevölkerungsgruppen sehr deutlich: Während die «souveränen Nutzergruppen» mit über 70 Punkten relativ sicher im Netz unterwegs seien, lägen die «Fatalisten» (45,6 Punkte), «Außenstehenden» (45,9 Punkte) sowie auch die «Gutgläubigen» (56,7 Punkte) deutlich dahinter. «Das Sicherheitsgefälle in Deutschland zeigt, dass digitalen Kompetenzen eine maßgebliche Bedeutung für die eigene IT-Sicherheit zukommt. Hier müssen wir ansetzen und stärker auf Arbeitsteilung in der Aufklärungsarbeit setzen», sagte Thomas Tschersich, Vorstandsvorsitzender von DsiN.
Eine ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) ergab, dass sich 70 Prozent der Befragten gesetzlich festgeschriebene, einheitliche und von anerkannten Stellen kontrollierte Mindestanforderungen für ihre IT-Sicherheit wünschen. Die europäischen und nationalen Gesetze zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher im Umgang mit Produkten seien in der analogen Zeit steckengeblieben, sagte Lina Ehrig, Leiterin des Teams Digitales und Medien im vzbv. «Dabei gelten bei digitalen Diensten und vernetzten Geräten ganz andere Anforderungen an die Sicherheit als bei rein physischen Produkten. Diese Lücke muss dringend geschlossen werden.»