Die Unternehmensberatung Deloitte sieht den deutschen Wohlstand auf der Kippe. Das Produktivitätswachstum der Volkswirtschaft habe sich im vergangenen Jahrzehnt halbiert gegenüber dem voran gegangenen Jahrzehnt – trotz technischen Fortschritts und Automatisierung.
Das sei für eine alternde Gesellschaft mit sinkender Erwerbsbevölkerung besonders schlecht. «Gelingt es nicht, den negativen Produktivitätstrend umzukehren, wird der Standort an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Wachstum und Wohlstand werden deutlich leiden», warnte der Chefvolkswirt von Deloitte Deutschland, Alexander Börsch, in einer Studie.
Nötig wären mehr erwerbstätige Frauen, mehr Digitalisierung und mehr Firmengründungen. «Wie die Weichen in den nächsten Jahren gestellt werden, entscheidet über den künftigen Wohlstand des Landes und die Lebensqualität nachfolgender Generationen», sagte Volker Krug, Deutschland-Chef von Deloitte. Mit der richtigen Politik sei bis 2030 ein Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent jährlich und die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 8600 Euro auf 51.600 Euro pro Kopf möglich.
Mehr Flexibilität und umfassende Kinderbetreuung
Ein entscheidender Hebel sei der Arbeitsmarkt. Die Automatisierung könne den zunehmenden Fachkräftemangel nicht kompensieren. Aber mit flexiblen Arbeitszeiten und umfassender Kinderbetreuung könnten mehr Frauen in Vollzeit arbeiten. Auch eine höhere Erwerbsquote ausländischer und älterer Bürger würde helfen.
Entscheidend für Wachstum und wettbewerbsfähige Standorte seien auch Software-Investitionen und ein rascher Breitbandausbau. «Deutschland muss die Digitalisierung entschlossener angehen und deutlich an Umsetzungsgeschwindigkeit gewinnen», sagte Krug. Sonst «wird sich der Rückstand digitaler Technologien bemerkbar machen, und die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft wird darunter langfristig leiden».
Digitale Neuentwicklungen fänden vermehrt in Start-ups statt. «Allerdings bremsen strukturelle und regulatorische Schwierigkeiten junge Unternehmen hierzulande aus. Mehr Risikokapital-Investitionen und weniger administrativer Aufwand würden einen echten Wachstums-Boost nach sich ziehen», heißt es in der Deloitte-Studie.