Dicke Schiffe, dicke Mauern und dicke Kanonen: «Age of Empires IV» macht Spielerinnen und Spieler zu Lenkern großer Reiche und ihrer Heere. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Microsoft Games/dpa-tmn)

Einst die Könige des PC-Gamings haben Echtzeit-Strategiespiele mittlerweile stark an Beliebtheit eingebüßt. Kaum noch trauen sich große Spieleentwickler an das Genre, ein neues «Command & Conquer» scheint genauso weit entfernt wie neue Teile zu «Warcraft» oder «Starcraft».

Umso überraschender, dass es eine große Firma doch noch einmal versucht: Mit «Age of Empires IV» will Microsoft die seit Jahrzehnten treue, aber recht kleine Fangemeinschaft von «Age of Empires II» begeistern. Mit eng am Vorgänger orientierter Struktur, aber auch einigen sinnvollen Neuerungen.

Spannende Kampagnen, bekanntes Spielprinzip

Was geblieben ist: Immer noch liegt der eigentliche Fokus des Spiels auf dem Multiplayer. Dazu gibt es aber vier historische Kampagnen. Von der normannischen Eroberung Britanniens über den hundertjährigen Krieg und den Aufstieg Moskaus bis hin zum Mongolensturm. Hier lernt man nicht nur die grundlegenden Funktionen des Spiels, sondern über die Erzählung und verknüpfte Videos auch eine Menge über Geschichte und Kultur der Kampagnenzeit. Zum Beispiel wie viel Zeit und Mühe es kostet, ein Kettenhemd anzufertigen.

Im Multiplayer startet man mit einem Dorfzentrum und einer kleinen Gruppe an Dorfbewohnern. Sie bauen halbautomatisiert Ressourcen wie Nahrung, Holz, Stein und Gold ab. Damit werden dann Gebäude gebaut, in denen Kampfeinheiten wie Speerträger, Bogenschützen oder Ritter hergestellt werden. Mit ihnen geht es dann in den Kampf gegen die Kontrahenten. Von «Age of Empires II» geblieben ist auch der Fortschritt durch die insgesamt vier Zeitalter, wobei diese nun mit dem Bau eines neuen Gebäudes gestartet werden.

Neue Siegbedingungen, Unterschiede bei den Völkern

Neu sind etwa die Siegbedingungen. Zum Sieg muss man nicht mehr die ganze Karte nach den letzten gegnerischen Einheiten absuchen: Es genügt, bestimmte wichtige Gebäude des Gegenübers zu zerstören. Alternativ können auch bestimmte auf der Karte verteilte heilige Stätten eingenommen und gehalten oder ein Weltwunder gebaut und verteidigt werden.

Die Auswahl an Völkern ist zwar geringer, aber dafür unterschieden sich die verschiedenen Völker nun stärker. So können die Mongolen etwa ihr Lager zusammenpacken und weiterziehen, die Rus bekommen Boni durch das Jagen von Wild. Natürlich hat auch jedes Volk eigene Spezialeinheiten. Es ist auch davon auszugehen, dass die Auswahl der Völker in den kommenden Monaten noch mit herunterladbaren Inhalten erweitert wird.

Mit «Age of Empires IV» geht Microsoft einen sehr sicheren Weg. In großen Teilen fühlt sich das Spiel eher wie ein Remake des Vorvorgängers an, statt wirklich neu zu sein. Trotzdem: Für Fans der Echtzeit-Strategie ist es wahrscheinlich das stärkste Release seit Jahren. «Age of Empires IV» ist ab zwölf Jahren freigegeben, erscheint für den PC und kostet rund 50 Euro.

Von Benedikt Wenck, dpa