Das Geschäft brummt beim Halbleiterkonzern Infineon. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe sich der Gewinn auf 1,17 Milliarden Euro mehr als verdreifacht und es sei der höchste Umsatz der Firmengeschichte erzielt worden, wie das Unternehmen aus Neubiberg bei München am Mittwoch mitteilte.
Auch für das kommende Jahr ist der Konzern, der derzeit vom hohen Bedarf an Chips profitiert, zuversichtlich und hat seine Prognose leicht erhöht.
Die Nachfrage übersteige das Angebot bei weitem, sagte Konzernchef Reinhard Ploss. Wenn nicht die Fertigungskapazitäten beschränkt wären, hätte man ein noch höheres Wachstum erzielen können.
«2021 war für Infineon ein Jahr auf einem anderen Niveau», sagte Ploss. «Wir sind so schlagkräftig wie nie, haben erstmals in einem Geschäftsjahr 11 Milliarden Euro Umsatz erzielt und die Profitabilität deutlich erhöht.» Dazu dürfte auch beigetragen haben, dass der zugekaufte Chiphersteller Cypress erstmals mit einem ganzen Jahr in die Zahlen einfloss.
Und Ploss ist auch für die Zukunft zuversichtlich: «Angesichts des anhaltend hohen Bedarfs an Halbleitern für die energieeffiziente und vernetzte Welt erwarten wir ein starkes Geschäftsjahr 2022», sagte er. Dann soll der Umsatz auf rund 12,7 Milliarden Euro wachsen – plus oder minus eine halbe Milliarde. Dabei will Infineon auch etwas mehr verdienen als zuletzt vorhergesagt.
In Sachen Chipmangel zeichnet sich laut Ploss inzwischen «eine gewisse Stabilisierung ab». Zwar sei die Nachfrage immer noch höher als das Angebot und es gebe Nachholbedarf – doch der Auftragsbestand wachse nicht mehr so stark wie zuletzt, sagte er. Die Chipknappheit werde dennoch «bis weit in das Jahr 2022 bestehen bleiben».
Die Knappheit hat auch zu steigenden Preisen geführt, bei Infineon spielen diese aber keine übergeordnete Rolle. Der weit überwiegende Teil des geplanten Umsatzwachstums im laufenden Jahr werde aus größeren Volumina kommen, sagte Marketingvorstand Helmut Gassel.
Obwohl viele Unternehmen stark in den Ausbau von Chipkapazitäten investieren, befürchtet Ploss nicht, dass es nach einem Ende der aktuellen Knappheit durch den Aufbau von zu vielen Fabriken zu einem Überangebot in der Branche kommen könnte. Der sogenannte «Schweinezyklus» sei für Infineon nicht mehr relevant. Das liege auch daran, dass man in Wachstumsmärkten aktiv sei. Zudem werde in der Halbleiterindustrie inzwischen mit mehr Bedacht investiert. Sie sei reifer geworden.
Der aktuele Boom machte sich auch bei den Mitarbeitern bemerkbar: Ihre Zahl stieg im Jahresvergleich um mehr als 3600 auf 50 288. Auch die Aktionäre profitieren: Die Dividende soll um 5 Cent auf 27 Cent steigen. Das ist etwas mehr als von Experten erwartet.
An der Börse verfingen die Zahlen allerdings nicht. Die Aktie lag am Mittag leicht im Minus. Sie steht allerdings nach wie vor bei einem Mehrfachen ihres Werts aus dem Corona-Tief im Frühjahr 2020.
Ploss wird Ende kommenden Jahres den Chefsessel bei Infineon abgeben. Zu Fragen nach seiner Nachfolge hielt er sich bedeckt. «Ich bin ja noch ein Jahr da», betonte er. Nach seinem Wunschnachfolger gefragt, verwies er auf seine vier «fantastischen» Kollegen und Kolleginnen im Vorstand.