Ist ja toll, so eine DSL-Leitung mit 100 Megabit pro Sekunde. Heute noch. Aber was ist in zehn oder 20 Jahren? Wenn der Bedarf an Bandbreite weiter so wächst, ist das Kupferkabel mit jetziger Technik bald an seiner Leistungsgrenze angelangt. Das Fernsehkabel hat noch mehr Reserven. Aber auch hier dürfte irgendwann Schluss sein.
Mit einem Glasfaseranschluss soll das nicht so sein. Die Anbieter versprechen flotte Anschlüsse mit momentan bis zu einem Gigabit Bandbreite. Das Problem: Die meisten Menschen haben es gar nicht selbst in der Hand, welchen Anschluss sie in ihrer Wohnung haben. Mieter oder Bewohner von Eigentumswohnungen müssen sich den Glasfaseranschluss hart erarbeiten – und den einen direkt Weg gibt es oft nicht. Hier gibt es ein wenig Hilfestellung:
Aufmerksam sein und schnell handeln
Zunächst einmal Ernüchterung: Ob das eigene Haus einen Glasfaseranschluss hat, bekommen kann oder bekommen wird und welcher Anbieter zuständig ist, können Mieter so gut wie gar nicht herausfinden. «Da gibt es keine pauschal verlässliche Quelle», sagt Netzexperte Thorsten Neuhetzki von «Inside Digital».
Das wahrscheinlichste Szenario sieht so aus: Man findet einen Zettel im Briefkasten oder Plakate im Wohnviertel, die für Glasfaseranschlüsse werben. Etwa weil die örtlichen Stadtwerke, die Telekom oder ein anderer Anbieter ausbauen wollen. Oder Direktvermarkter im Auftrag der Anbieter kommen an die Haustür. Jetzt heißt es handeln: «Als Mieter kann man nur mobilisieren, was zu mobilisieren ist», macht Thorsten Neuhetzki Mut.
Am einfachsten haben es hier Mieter eines ganzen Hauses. Sie müssen nur das Einverständnis der Hauseigentümer bekommen. Auch Mieter in einem Haus in Einzelbesitz mit nur wenigen Wohneinheiten haben es hier einfacher. Sie können sich zusammenschließen und den Wunsch an die Eigentümer herantragen.
Ohne deren Zustimmung kann keine Glasfaser verlegt werden. «Da muss ja irgendwo ein Loch ins Haus gebohrt werden für die Glasfaser. Da hat man als Mieter gar kein Recht zu», sagt Neuhetzki.
Die WEG als Herausforderung
Etwas schwieriger wird es bei größeren Vermietern. Hier gibt es laut Neuhetzki nämlich häufig schon Rahmenverträge mit Anbietern für schnelle Internetversorgung. Und das muss nicht immer unbedingt Glasfaser sein. Grundsätzlich, so Neuhetzki, kann es aber nicht schaden, mal bei der Verwaltung nachzufragen und auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn wenn es noch keinen Rahmenvertrag gibt, gibt es zumindest theoretisch die Chance auf Glasfaser.
Die wohl größte Herausforderung sind Wohneigentümergemeinschaften (WEG). Unabhängig davon, ob man eine Eigentumswohnung in einer WEG bewohnt oder ob man sie mietet: Auch hier kann man sich nicht einfach alleine an die Glasfaser anschließen lassen. Die WEG muss gemeinsam beschließen, das Haus ans Glasfasernetz zu bringen. Und wer schon einmal bei einer Eigentümerversammlung war, weiß: Schnelle Entscheidungen werden hier selten getroffen.
Neuhetzkis Rat: Gar nicht erst auf das Vermarktungsangebot eines Glasfaseranbieters warten, sondern das Thema direkt klären. «Heute schon die Vermieter oder Verwaltung für das Thema sensibilisieren und das Thema auf der nächsten Eigentümerversammlung schon mal pauschal beschließen», sagt er. Sonst können im Fall einer Ausbauaktion durch ein Unternehmen schnell Fristen verpasst werden. Ein möglicher kostenloser Anschluss ans Netz wäre so nicht mehr möglich.
Ein paar solide Argumente
Warum sollen Vermieter und Eigentümer eigentlich dem Anschluss ans Glasfasernetz zustimmen? Schließlich ist das auch mit Bauarbeiten verbunden. Und selbst wenn die Unternehmen die Anschlüsse häufig ohne Kosten für die Hauseigentümer verlegen, zumindest die Kosten für die Anschlüsse der einzelnen Wohnungen können auf sie zukommen. Ein paar solide Argumentationshilfen schaden also nicht.
Das erste Argument: Eigentümer können die Kosten zum Teil auf ihre Mieter umlegen, sagt Sven Knapp vom Branchenverband Breko, der viele Glasfaseranbieter vertritt. Möglich ist das über das neue Telekommunikationsgesetz, das am 1. Dezember 2021 in Kraft tritt.
Darin gibt es ein sogenanntes Glasfaserbereitstellungsentgelt. «Dies erlaubt es Vermietern und Gebäudeeigentümern, einen Teil der Gebühren für die Glasfaserverlegung im Gebäude über die Nebenkosten auf die Mieter umzulegen.» Klingt zunächst schlecht für Mieter, ist aber moderat: Maximal 5 Euro im Monat, also 60 Euro im Jahr für maximal 9 Jahre dürfen umgelegt werden. Pro Wohnung sind das Kosten von 540 Euro, verteilt auf neun Jahre – schon mal nicht schlecht.
Das zweite Argument: «Wenn einmal Glasfaser verlegt ist, dann ist viele Jahrzehnte lang Ruhe», sagt Sven Knapp. Zwar gibt es noch keine Langzeiterfahrungen mit Glasfasertechnik in Mehrfamilienhäusern. Doch die Hersteller versprechen aktuell 30 Jahre und mehr Haltbarkeit ohne Austausch.
Das dritte Argument: Eine Wertsteigerung von fünf bis acht Prozent hat der Eigentümerverband Haus & Grund vor einigen Jahren ermittelt. Durch die gestiegene Nachfrage nach Breitbandanschlüssen, mehr Streaming und mehr Heimarbeit sieht Sven Knapp die Wertsteigerung mittlerweile noch höher.
«Wohnungen ohne Glasfaser sind künftig vielleicht schwieriger zu vermieten», sagt Netzexperte Thorsten Neuhetzki sogar. Für immer mehr Mieter wird ein schneller Netzanschluss zu einem wichtigen Kriterium.
Das vierte Argument: «Wenn Glasfaseranbieter das kostenlos ins Haus legen, warum nicht? Mitnehmen», sagt Thorsten Neuhetzki. Wer nämlich bei den Ausbauaktionen nicht mitmacht, kommt später mit etwas Pech nur noch auf eigene Kosten ans Netz. Und das kann je nach Haus, Entfernung von der Straße und anderen Faktoren ziemlich teuer werden.
Was kommt da eigentlich auf das Haus zu?
Irgendwie muss die Faser ins Haus. Vielleicht gibt es schon ein Leerrohr, ansonsten muss ein Loch gebohrt werden. Dann wird der Hausanschluss montiert. Diesen Teil der Arbeit erledigen die Anbieter bei vielen Vermarktungsaktionen ohne weitere Kosten. In anderen Fällen ist der Ausbau kostenlos, wenn gleich auch Glasfaseranschlüsse mitgebucht werden – es kommt auf den Einzelfall an.
Für die Versorgung der einzelnen Wohnungen im Haus muss bei Bestandsbauten meist der Hauseigentümer aufkommen. Und das kann ein wenig staubig werden. Die Faser wird nach Breko-Angaben in Deutschland fast immer unterputz verlegt. Über das Glasfaserbereitstellungsentgelt können die Kosten aber zu einem Teil umgelegt werden. Manch ein neueres Gebäude ist vielleicht schon für Glasfaser bis in die Wohnungen ausgestattet.
Auf Mieter käme im Falle des Glasfaseranschlusses nur noch zwei Dinge zu: Sie müssen ein Glasfasermodem kaufen oder über den Anbieter beziehen. Und natürlich die Kosten für Internet über die Glasfaser. Dafür muss man aktuell zwischen 40 und 45 Euro monatlich für 250 bis 300 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und 80 bis 90 Euro für den Gigabitanschluss (1000 Mbit/s) rechnen.
Zusammengefasst: «Je kleiner und individueller das Mietverhältnis, desto größer sind die Chancen», sagt Thorsten Neuhetzki. Und generell gilt: Aufmerksam sein, aktiv werden und dranbleiben – mehr können Mieter in den meisten Fällen leider nicht tun.