Kontakt zu Unternehmen aufnehmen ist so eine Sache. Wer anruft, landet gern in Endlos-Warteschleifen. Manchmal gibt es auch Chatbots, fast immer Internet-Kontaktformulare, wenigstens aber eine E-Mail-Adresse. Eine persönliche Kundendienst-Strategie muss also her. Denn Kontaktaufnahme und Kommunikation mit Firmen ist oft alles andere als leicht.
«Beschwerden über Kundendienste kann man in drei Kategorien einordnen: Erreichbarkeit, Qualität und Dokumentation», erklärt Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband, der Probleme mit der Kundenkommunikation analysiert hat. «In unserer Untersuchung gab es Unternehmen, die schwierig oder gar nicht erreichbar waren. Es gab keine Rückmeldung auf E-Mails und Telefonnummern, die angegeben wurden, führten ins Leere.»
Dokumentieren und Bestätigungen fordern
Die Anliegen wurden teils auch nicht angemessen bearbeitet, sagt Elbrecht. «Manchmal gab es Hinhaltetaktiken, dass der Kundenservice sagt, dass man sich kümmern wird und dann passierte einfach gar nichts.» Um für den Fall eines Rechtsstreits etwas in der Hand zu haben, rät Elbrecht, Kommunikationsversuche mit Unternehmen sicherheitshalber zu dokumentieren. Das könne in Gestalt von Screenshots bei Chatbot-Unterhaltungen geschehen oder auch als Vermerk, wann und wie spät man bei einer Hotline angerufen hat.
Aber selbst wenn man telefonisch Gehör gefunden hat, gilt Elbrecht zufolge: Am besten während des Gesprächs Notizen machen und sich Absprachen oder Versprechen noch einmal per E-Mail bestätigen lassen, gerade und vor allem, wenn es um Vertragsfragen geht. «Wenn das nicht kommt, dann sollte man das Ergebnis des Gesprächs noch einmal selbst per E-Mail oder sogar Brief festhalten und dem Vertragspartner zukommen lassen mit einer Bitte um Bestätigung», rät Elbrecht.
Schnell zum Hörer greifen
Allen anderen und neuen Internet-Möglichkeiten zum Trotz: Geht es darum, möglichst schnell Hilfe zu bekommen, würde Elbrecht immer den Telefonkontakt bevorzugen. Geht es um das Einhalten von Fristen, etwa Vertragskündigungen, sollte man lieber gleich auf Nummer sicher gehen und einen Brief per Einschreiben schicken, rät die Verbraucherschützerin. Und: «Wenn es um allgemeine Auskünfte geht, dann macht es durchaus Sinn, einen Chat zu starten mit der Hoffnung, dass man zum Beispiel einen Link oder eine Antwort zugeschickt bekommt.»
In Abhängigkeit von der bisherigen Beziehung sieht Simone Vintz von der Stiftung Warentest sehr große Unterschiede darin, wie man mit einem Unternehmen in Kommunikation treten kann. «Besonders zu Beginn geben sich die meisten Unternehmen viel Mühe im Kundenservice, da man ihnen ja etwas verkaufen möchte», sagt Vintz. «Für diesen Zweck der Informationsvermittlung werden inzwischen auch schon häufig Chatbots eingesetzt.» Die führten dann schnell zur richtigen Info-Seite oder zum richtigen Tarif, dienten aber eher der Orientierung.
Kunden haben es mitunter schwerer
Ist man aber bereits Kunde und hat ein Problem, gestalte sich die Kommunikation deutlich schwieriger: «Bei unserem Test hat es sich zum Beispiel nicht als sinnvoll erwiesen, Probleme in ein Kontaktformular zu schreiben», berichtet Warentesterin Vintz. «Wenn es gut läuft, bekommen Sie in der Regel einen Rückruf, und wenn es schlecht läuft, passiert einfach nichts.»
Bei den Hotlines werde man zwar auch mal vertröstet, endlos weitergeleitet oder jemand versuche, einem das Problem auszureden. meint Vintz. Dennoch würden sich die meisten Probleme oft am besten im direkten, zwischenmenschlichen Kontakt lösen lassen.
Chatbots eher für einfache Fragen
Chatbots könnten dagegen am besten bei einfachen Fragen helfen, etwa wenn es um Orientierung auf der Webseite gehe. Bei komplizierten Anliegen und Problemen seien Chatbots aber häufig völlig überfordert und die Kunden schnell frustriert, sagt Simone Vintz.
Unternehmen liefen Gefahr, Kundinnen und Kunden mit schlechten Chatbots zu verprellen und auch zu verlieren. Das gilt insbesondere, wenn es sich nicht um ein mitlernendes System handelt, sondern immer nur ein fester Kanon vorgegebener Antworten ausgegeben wird.
Info-Kasten: Socia-Media-Pranger gut abwägen
Und was ist mit Social Media? Ob man seinem Ärger auf Twitter, Instagram oder Facebook Luft macht, auch um öffentlich Druck aufzubauen, sollte man sich gut überlegen, meint Simone Vintz von der Stiftung Warentest: «Mir wäre wichtiger, dass mein Problem gelöst wird, als dass das Unternehmen noch einmal richtig angeprangert wird, und das individuelle Problem wird durch einen Post bei Twitter höchstwahrscheinlich nicht gelöst werden.»
Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband warnt, dass Pranger-Aktionen sogar nach hinten losgehen könnten, wenn ein Unternehmen gegen bestimmte Äußerungen oder Bewertung eine Unterlassungsverfügung schickt. «Uns wurde von Verbrauchern geschildert, das Unternehmen auf so etwas rigoros reagiert haben», erzählt Elbrecht. «Diese Leute wurden ausgesperrt von der Nutzung der Plattform, Kommentare wurden einfach gelöscht und einem Verbraucher wurde sogar einmal der Kundenaccount deaktiviert.»
So weit muss und sollte es natürlich gar nicht erst kommen. Bei so drastischen Gegenmaßnahmen muss man nicht tatenlos zusehen, sondern kann sich Unterstützung bei den Verbraucherzentralen oder etwa bei einem Rechtsanwalt holen. Das gilt natürlich auch für den Fall, dass ein Unternehmen auch auf den x-ten Kontaktversuch hin nicht reagiert.