Speed-Tacho: Viele Test-Angebote visualisieren die Messung auf diese Art und Weise. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andrea Warnecke/dpa-tmn)

Ganz gleich, ob man eine Internetleitung mit 16, 50, 100, 250, 500 oder gar 1000 MBit/s zum Surfen, Streamen oder Spielen gebucht hat: Der Frust ist groß, wenn die Bandbreite niedriger als zugesagt ausfällt.

Doch bevor sich Kundinnen und Kunden an ihren Internetanbieter wenden, sollten sie mit einem Speedtest feststellen, wie groß die Bandbreite tatsächlich ist. «Bei einem Speedtest werden Datenpakete zu einem oder mehreren Testservern hin- und hergeschickt, um Informationen zum Tempo und der Latenz zu erhalten», erklärt Christian Just von der «Computerbild».

Direkt im Browser oder mit Programmen zum Installieren werden dabei die Download- und Uploadrate gemessen, aber auch der sogenannte Ping-Wert, der die Reaktionszeit der Internetverbindung misst. «Je höher dieser Wert ist, desto langsamer ist die Leitung», sagt Just.

Nur am LAN-Kabel testen

Die Ergebnisse fallen häufig sehr unterschiedlich aus. «Es gibt sehr viele Unwägbarkeiten bei Speedtests, das fängt beim Rechner selbst an und hört bei den beteiligten Testservern auf», sagt Ernst Ahlers vom «c’t»-Fachmagazin. «Das Wichtigste: Einen Speedtest sollte man immer mit einem LAN-Anschluss durchführen, hierzu sollte der Rechner also direkt via Kabel mit dem Router verbunden werden», sagt Ahlers.

Messungen übers WLAN seien nicht aussagekräftig, weil die tatsächliche Bandbreite hier durch zu viele Störfaktoren beeinflusst werden kann. Beim Test sollte nichts anderes laufen: keine Programme, keine Downloads, keine Videos, kein geöffneter Browser. Und der Rechner darf nicht zu alt sein. «Wird der Test beispielsweise mit einem Laptop mit altem Prozessor durchgeführt, kann das Ergebnis dadurch schlechter ausfallen», sagt Ahlers.

Entscheidend für das Ergebnis eines Speedtests sei zudem, wie viele Zwischenstopps das Signal zum Testserver zurücklegen muss und wie leistungsstark die Gegenstelle ist. Ist der Testserver überlastet, geht die Rate in den Keller. «Bei einigen Speedtests kann man den Testserver selbst auswählen und wird feststellen, dass die Ergebnisse bei einem Wechsel sehr unterschiedlich ausfallen können», sagt Ahlers.

Dokumentation ist alles

Beeinflusst werden kann das Messergebnis aber auch durch die Antivirus-Software. «Abschalten oder gar deinstallieren sollte man die aber nur, wenn die Ergebnisse des Speedtests völlig aus dem Rahmen fallen», rät Just.

Wer mit Speedtest-Ergebnissen seinen Internetanbieter konfrontieren möchte, sollte die Messungen dokumentieren. Bei vielen Internetseiten mit Speedtests ist das nach einer Registrierung möglich. Der Geschwindigkeitstest der Bundesnetzagentur hat dafür in der Desktop-Version eine Kampagnen-Funktion integriert. «Nach Abschluss der vorgeschriebenen Messungen erhält der Verbraucher dann ein Messprotokoll, mit dem er sich an den Anbieter wenden kann», erklärt Michael Reifenberg von der Bundesnetzagentur.

Mindestens zweimal zehn Messungen an zwei Tagen müssen erfolgen. Danach gibt es auch eine Einschätzung, inwieweit die tatsächliche Bandbreite der vertraglich vereinbarten entspricht. Die Anbieter müssen zu jedem Tarif ein Produktinformationsblatt mit allen wichtigen Werten veröffentlichen.

Es kommt nicht genug an

Bei einer Diskrepanz kann man etwa vom Anbieter das fehlende Mehr an Geschwindigkeit einfordern. Ist dies nicht möglich, kann man im Gespräch mit dem Provider vielleicht einen Wechsel in einen langsameren Tarif vereinbaren und dann natürlich auch weniger zahlen.

«Wenn auf diesem Weg keine Lösung erzielt werden kann, hilft der Verbraucherservice der Bundesnetzagentur weiter», sagt Reifenberg. Insgesamt ist die Lage ernüchternd, wenn man die Zahlen der Behörde betrachtet. Laut Jahresbericht 2018/2019 erhielten lediglich 16,4 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer eines stationären Breitbandanschlusses im Download die vertraglich vereinbarte Datenübertragungsrate. 70,1 Prozent kamen immerhin auf die Hälfte.

Besonders wenn es um Kabel-Internetanschlüsse geht, sollte man Speedtests zu unterschiedlichen Tageszeiten starten. «Da bei Kabelanschlüssen die Bandbreite unter allen Nutzern aufgeteilt wird, sind die Schwankungen bei den Messungen hier besonders hoch», sagt Just. Kabelkunden hätten vor allem abends mit Tempoeinbrüchen zu kämpfen.

Von Claudius Lüder, dpa