Weil ein Snapdragon-Prozessor drinsteckt, holt man sich auf das Lenovo Thinkpad X13s am besten die angepassten Apps aus dem Microsoft Store. Andere Programme laufen auch, aber manchmal nicht rund. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Franziska Gabbert/dpa-tmn)

So viel Leistung wie ein Notebook, großer Bildschirm, viel Akku, richtige Tastatur – und dabei so mobil wie ein Smartphone? In Lenovos Thinkpad X13s sollen die Vorteile beider Geräteklassen vereint sein.

Das Konzept: Ein Notebook wird um einen Smartphone-Chip herum gebaut. So bekommt man einen Prozessor mit relativ wenig Stromhunger, Mobilfunkverbindung, kurzen Hochfahrzeiten und schnellem Aufwachen aus dem Standby. Und Windows 11 Home für ARM. Und weil das Gespann nicht sonderlich warm wird, gibt es keinen Lüfter, keine Luftschlitze, keine Lüftergeräusche. Gar nichts – nur Stille.

Der erste Eindruck: Was ist hier eigentlich anders?

Das Thinkpad fährt beim ersten Einschalten blitzschnell hoch. Die Ersteinrichtung dauert ungefähr eine halbe Stunde, dann ist Windows 11S bereit. Nun noch schnell die 5G-Verbindung über die eingebaute E-SIM (SIM-Karte passt auch rein) konfigurieren: Fertig. Gewohnheitsgemäß führt der Weg über den Edge-Browser zum Download diverser Programme: Firefox-Browser, Vivaldi-Browser, E-Mail-App. Stopp! Hier liegt schon der Fehler.

Denn bei Windows 11 Home für ARM und einem ARM-Prozessor schaut man besser erst mal im Microsoft Store, ob es nicht eine angepasste App gibt. Diesen Store kann man mögen, muss man aber nicht. Fakt ist: Die für ARM angepassten Apps funktionieren wirklich besser. Der «normale» Firefox hängt zum Beispiel gerne mal, die ARM-Version aus dem Store läuft tadellos.

Windows on Snapdragon nennt sich das. Lenovo, Microsoft und Qualcomm arbeiten hier an einer Reihe optimierter Apps. Leider ist der Store nicht sonderlich übersichtlich und viele Programme gibt es dort schlicht nicht.

Zweiter Eindruck: Das Ding bringt nichts aus der Ruhe

Einmal eingerichtet mit eigenem Browser, Office-Apps, Steam-Client zum Spielen (ja, geht) merkt man zum klassischen Notebook mit X86-Chip à la Intel Core-i oder AMD Ryzen keinen Unterschied. Die Tastatur ist tadellos wie bei den «echten» Thinkpads, der 13,3 Zoll große Bildschirm (1900 zu 1200 Pixel, 60 Hertz) könnte etwas heller sein.

Der Sound ist gut, die Webcam auch, das große Trackpad und der Thinkpad-typische rote Knopf machen Spaß. Kurz: Es gibt wenig zu meckern, das X13s verrichtet still und geduldig seinen Dienst.

Auch praktisch: Der Rechner ist nach dem Aufklappen mehr oder weniger sofort da, egal wo man gerade ist. Mit aktiver 5G-Verbindung ist auch unterwegs – Netz vorausgesetzt – ein flüssiger Betrieb möglich.

Dritter Eindruck: Muss das nie an den Strom?

Für ARM optimierte Programme spielt das X13s problemlos ab. Für alle anderen wird eine Laufzeitumgebung emuliert, damit sie funktionieren. Heißt: Der Computer simuliert per Software einen anderen Prozessortyp. Das kostet für gewöhnlich etwas Leistung.

Beim X13s klappt die Emulation in den meisten Fällen unbemerkt. Gelegentlich hängt ein Programm mal eine gefühlte Schrecksekunde. Auch Spielen ist möglich. Ältere und technisch einfache Spiele bringt das Notebook mit dem Handykern zum Laufen. Wer mehr Leistung braucht, müsste aber auf Clouddienste zurückgreifen. Egal was man mit dem Thinkpad macht: Es läuft und läuft und läuft. Muss es nie tanken?

Die Antwort: Doch, aber vielleicht erst übermorgen. Im Test diente das X13s als Ersatz fürs Arbeitsnotebook. Dieses schafft mit etwas Disziplin einen Arbeitstag im Akkubetrieb. Das X13s schafft doppelt so viel und vielleicht noch ein bisschen länger. Das Versprechen mehrtägiger Mobilität wird eingehalten. 28 Stunden Videowiedergabe verspricht Lenovo etwa. Das haben wir nicht zu Ende überprüft, sondern nach 12 Stunden und 58 Prozent übriger Akkuladung aufgegeben.

Vierter Eindruck: Wo ist denn da der Haken?

Gute Frage. Das Thinkpad X13s ist ein ziemlich gutes und ausgereiftes Notebook. Es ist leicht, schlank, stabil, einfach ein gut funktionierendes und schönes Arbeitsgerät mit langer Akkulaufzeit.

Also genau das Richtige für Menschen, die viel unterwegs arbeiten und auch mal lange Pausen zwischen zwei Steckdosen überbrücken müssen. Für das gute Umweltgewissen kann man sich noch über recyceltes Magnesium (Gehäuse) und Recyclingkunststoff (Akku, Lautsprecher und Netzteil) freuen.

Allerdings: Auch wenn das Thinkpad so schnell nichts aus der Ruhe bringt: Spitzenleistungen bei Videoschnitt, umfangreicher Programmierung oder beim Spielen darf man mit Windows on Snapdragon nicht erwarten. Dafür ist es nicht gemacht. Es ist eher Ausdauerläufer für alltägliche Aufgaben und leichte Büroarbeit.

Bleibt noch der Vielleicht-Haken: Der Preis. Der ultramobile Rechner geht ab gut 1600 Euro (UVP) raus in die Welt. Mit mehr Speicher, Windows 11 Pro, dem 5G-Modem und Touch-Bildschirm werden es schnell mehr als 2100 Euro.

Und ist das jetzt der Durchbruch für Windows und ARM? Noch nicht ganz. Für den Preis des X13s bekommt man auch ein Macbook Air – ebenfalls mit ARM-basiertem Prozessor. Dafür mit mehr Leistung und mehr Ausdauer. Aber: Das X13s ist ein Ausblick auf eine gute Zukunft für kleine leichte und ausdauernde Windows-Notebooks. Und das Angebot wird allmählich größer: Auch Microsofts neue Surface-Notebooks gibt es nun mit ARM-Core.

Von Till Simon Nagel, dpa